Das ist echt nicht mehr mein Ding! Meine Fresse, war das anstrengend. Hmm, wie Anstrengend? Also anders anstrengend als nen TOR. Ganz klar. Der Havelhöhenweg, die FKT-Strecke da hat gerade mal um 13,5km. Aber die Zeit, die man da läuft, läuft man halt auch definitiv an der Grenze. Das gibt es kaum taktieren. 13km heißt Vollgas! Und das ist nicht mehr so mein Ding. Das mache ich nie. Da fehlt das Dembogefühl für. Und dann ist es auch mit Ansage, wenn es vielleicht schnell scheint, aber irgendwie nicht das Optimum wird.
OK, es ist ne neue FKT geworden! D.h., bisher lief da noch keiner schneller. Wenn ich jetzt schreibe, ich war „nicht schnell“ könnte das auch überheblich gegenüber den anderen klingen, die da bisher liefen. Nein! Natürlich ist es das nicht! Wer dort dann 20min langsamer läuft, als ich es heute bin, aber an seinem Anschlag lief, hat doch trotzdem großartiges geleistet. Vielleicht gemessen an seinem Leistungsvermögen gar mehr als ich heute. Und das obwohl er „viel“ langsamer war. Es gibt immer Schnellere und Langsamere. Das wird auch auf dem Havelhöhenweg noch kommen – also die Schnelleren. Kein Ding. Es geht mir um die Wichtung meiner Leistung gemessen an dem, was ich kann – und da ist noch Luft!
Aber Schluß mit dieser komischen Vorrede.
Letzten Herbst rief ein Lauffreund auf dem Havelhöhenweg ne FKT aus. Um die 13,5km, um die 250Hm, landschaftlich wunderschön und ne schnelle Strecke mit lustigen kurzen und etwas knackigen Anstiegen. Vor 10Jahren hätte ich „Juhu“ geschrien und wäre losgeflogen. Und heute? Puh, 13,5km heißt Dembo! Das heißt richtig Dembo! Das kann ich gar nicht mehr! Können? Hmm, ist es nicht mehr „nicht wollen“? Andererseits reizt das natürlich auch.
Ich sah mir also die Zeiten an, die die ersten Leute liefen. Stück für Stück ging es Richtung einer Stunde. Die Stunde hatte ich auch als Möglichkeit im Blick. Aber dafür muß man auch einfach mal Dembo laufen. November oder Dezember lief ich dort dann das erste Mal für nen Streckencheck. Ich kam um die da aktuelle FKT rein, hatte aber einen kleine Biege nicht gemacht, quasi abgekürzt. Galt nicht. War ja auch nur Streckencheck. 1:04h, oder 1:05h. Ne Orientierung. Dass da im Frühjahr noch was geht, war klar.
Das Frühjahr kam. Die Verlegung des Rennsteigs auf den Oktober kam. Und der Formaufbau aus dem Winter mußte immer mehr einer „Werterhaltung“ weichen. Da war kein Bock für Kreiseln – oder nur halbherziges Kreiseln. Da war kein Bock auf Müggelseerunden in 4:30er Schnitt – abgesehen davon, dass ich gar nicht weiß, ob ich mich da noch mal hinarbeiten kann! Alles was also in vergangenen Jahren in ner Frühjahrsvorbereitung lief, wurde etwas auf Sparflamme gesetzt. Gut, Sparflamme ist relativ. Letztes WE liefen mal 100km in drei Tagen (Fr35/Sa35/So31). Aber das hat in der Summe nichts mit vergangenen Jahren zu tun!
Bei aller Sparflamme spukte mir aber immer noch die FKT im Kopf rum. Nur konnte ich mich nicht wirklich aufraffen ein wirklich fokussiertes Training dafür zu machen. Und mit dem Wissen mag man da nicht auch noch ans andere Ende der Stadt fahren, um sich ne Lektion abzuholen, die man eh schon weiß. Wozu so was dämliches machen?
Letzte Woche lief ich also lang, flach und nicht wirklich gut.
Die Woche kam ich Montag bis Donnerstag gar nicht zum Laufen. Freitag hätte ich Zeit gefunden. Beim Blick auf Thermometer und Wetter streikte aber der Kopf. Ich will jetzt endlich Mai! Das was da grade ist, ist mehr so Anfang März! Nein!
Heute hab ich Vormittags bissl im und am Haus gewerkelt und irgendwann muß ich dann doch mal los, um noch nen 35er im Hellen laufen zu können. Und gegen Zwei ging mir dann durch den Kopf, dass ich ja auch gut an die Havel fahren könnte und die FKT mal laufen. Statt nem 35er nen 13km Sprint klingt bissl komisch. War aber so. Also Klamotten an, Wechselklamotten ins Auto und los. 15:30Uhr war ich mit dem Auto Pichelsberg und mit der S-Bahn dann 16.00Uhr Nikolassee.
Einlaufen
Vor diesen kurzen Ballerdingern sollte man sich doch bissl Einlaufen und Dehnen. Das war schon deshalb notwendig, weil ich vor sechs Tagen überhaupt den letzten Lauf absolviert hatte. Da fehlte schon etwas Laufgefühl – vom Dembogefühl mal ganz zu schweigen. Wo sollte das auch her kommen.
In aller Ruhe lief ich los. 5er Schnitt – gefühlt, kein Streß. Erst mal einrollen. Die Uhr piepte beim ersten km: 4:37min. Ok.
Den zweiten km zog ich dann immer mal kurz an. Fühlte sich sch… an. Kann ja lustig werden! Km2 4:31min.
Dann kam ich auf den Höhenweg direkt an der Havel, lief ihn entgegen kurz etwas mit Dembo an; immer eben mal kurz anziehen und wieder Luft lassen. km3 4:31min.
Dann hab ich noch mal konstant bissl angeruckt. Nicht ganz nen km. Der km ging in 4:05min weg. Ok. Dembo scheint wirklich noch zu gehen. Aber um das Dembogefühl machte ich mir etwas Sorgen. Das war so gar nicht da. Ein kontrolliertes Dembo von Beginn an wird somit schwierig bis nicht möglich sein. Ich war gespannt!
nach reichlich 4km war ich wieder fast am S-Bahnhof. Dehnen, was trinken, kurz Pipi und dann konnte es losgehen.
FKT-Havelhöhenweg
Die Route hatte ich mir auf meine Laufuhr geladen. Prinzipiell kannte ich sie zwar. Aber wenn man schon meint nicht gut drauf zu sein, kann man ja wenigstens die Sekunden zur Orientierung sparen. Der Plan ging auch bestens auf Lediglich einmal bei der DLRG mußte ich mich kurz orientieren als ich auf die Straße kam und nicht genau wußte, ob ich sofort oder erst nach ein paar Metern wieder abbiegen muß. Waren vielleicht 3, 4 Sekunden.
Prinzipiell habe ich auf der selben Uhr natürlich auch ne Anzeige mit Zeit-Anzeigen bzw. der Pace. Da ich keine Lust hatte auf der Uhr ständig hin und her zu drücken und die Felder auch nicht nacheinander sind, hatte ich beschlossen eine zweite Uhr am anderen Arm zu haben. So hatte ich stetig sowohl die Strecke, als auch die Durchschnittspace über den gesamten Lauf im Blick. Vor ein paar Wochen hatte ich geschaut und meinte, das die FKT bis dato bei einer Durchschnittspace von 4:22min/km liegt. Ich wußte, dass sie bei 1:01:33h lag. Orientierung für mich über fast den gesamten Lauf war einfach nur die Durchschnittspace, da ich ja keine Zwischenzeiten an irgendwelchen Punkten hatte. Auf der Uhr stand im Display gelaufene km, Zeit und Durchschnittspace gesamt – und letzteres war die Orientierung. Eine etwas überdimensionierte Präparation. Aber ich hatte eh keine Ahnung wie schnell ich überhaupt wäre und wenn schon langsamer als andere, dann wenigstens nicht so viel! 😉
Ich stand also etwas komisch präpariert (mit ner Uhr links und rechts am Arm) am S-Bahnhof Nikolassee, atmete noch mal tief durch und los gings. Klick, klick, waren beide Uhren an und ab!
Die ersten beiden km geht es auf Asphalt und den ersten davon auch noch leicht bergab. Die Uhr zeigte ne Pace von 3:30min/km.
‚Schalk! Bist du bescheuert! Mach doch nicht den Fehler, den die anderen auch machen! Das ist nicht dein Ding!‘
Fühlte sich aber gut an. Ich nahm „leicht“ raus. km1 3:37min – viel zu schnell für mich! dachte ich und fühlte doch, dass es gar nicht so schlimm war. Beide Uhren zeigten den vollen km mit 1s Versatz – so wie ich sie gestartet habe. Sehr schick. 😉 Km2 wurde dann bereits etwas langsamer. Es ging auch einmal janz leicht hoch: 3:57min. Besser. Aber eigentlich auch zu schnell.
km3 war dann schon nicht mehr auf Asphalt und es ging auch in der ersten leichten Anstieg. Das Dembo paßte ich leicht an: 4:07min.
Die Durchschnittspace lag da noch unter 4min. Und nach km3 waren die Messen dann eigentlich auch schon gesungen. Wie erwartet war bei der Anfangspace nach nicht einmal 3km bereits die Luft für ein kontrolliertes Laufen raus. Die Beine wurden bereits leicht schwer und die Kontrolle war einfach nicht mehr da. Natürlich war der „Vorsprung“ nach Durchschnittspace noch enorm auf die gedachten 4:22min/km. Aber hey, es waren auch noch 10km zu laufen! Der Lauf war schon durch, bevor er überhaupt anfing!
Der Rest ist nun eigentlich schnell erzählt. Die Durchschnittpace wurde km für km schlechter. Ich näherte mich mehr und mehr den 4:22, wobei dies Anfangs recht rasant ging (km5 4:40min; km6 4:38min) und ich dann mehr und mehr wieder die Pace hoch halten konnte (km7 und 8 um 4:20min). Die Luft war da aber eben längst raus! Ich denke, da wären einige Sekunden schneller drin gewesen. Die Beine waren fest und das war nur noch verwalten, reagieren. Agieren, Druck machen war da längst nicht mehr möglich.
Und bis auf die kurzen, kleinen Anstiege waren die km jetzt eigentlich super gut zu laufen! Genau hier kann man die Pace laufen! Wenn man sie noch laufen kann! Wenn man nicht überzogen hat. Auf den ersten 3km stand vielleicht ein Polster von 40s. km 9, 12 und 13 gingen um 4:40min/km weg. Läuft man die dort in 4:20 oder noch fixer, bleibt hintenraus das Puls!
Christian schrieb zu seiner Analyse seines Laufs ne Woche vor mir, dass er die Anstiege nicht schnell genug war. Schaue ich mir seine km-Splits an, mag das auf den ersten Blick stimmen. Auf den zweiten Blick sehe ich aber, dass auch da – wie bei mir – die km3 und 4 eben noch unheimlich fix sind und dieses Dembo eben auf den km 10 und 11 nicht mehr erreicht wird. Und ich denke, ab km10 kann man noch mal zulaufen. Die Strecke gibt es meiner Ansicht nach her! Egal.
An der Alten Liebe biegt man von der Havel ab und hat noch mal ein paar Meter aufwärts vor sich. Wie alle Höhenmeter auf der Strecke, ist das nicht viel. Mit platten Beinen ist es natürlich spannend ne Pace zu halten. Quatsch! Mit platten Beinen ist das nicht mehr möglich! Bereits nen halben km vorher auf der Treppe von der Havel unten hoch zur Straße war die Durchschnittspace von 4:22min/km weg. Auf den paar Stufen kletterte sie auf 4:24. Bis zur Alten Liebe konnte ich sie noch mal auf 4:23 drücken. Aber schon da war klar, dass ich die 4:22 nach dem Anstieg nicht mehr bis zur Heerstraße erlaufe. Das sind dann noch nach dem Anstieg ca. 1,5 janz leicht hüglige km. Mit platten Beinen beschleunigst du da nicht noch mal! Da bist du froh, wenn du nicht all zu viel verlierst!
Ja, und an der Alten Liebe war ich trotzdem dann am Grübeln. Platt wie ich war, hätte man es austrudeln lassen können. Die Zeit war weg. Die Durchschnittspace lag oben bei 4:25min/km. Haken dran. Rausnehmen und Luft ran lassen. Bin zu alt für diese Ballerei. Das Problem war aber, dass ich die Alte Liebe etwas über 50min passierte. km12 war fast im Scheitel des Anstiegs weg. Ab da noch ca. (!) 1,5km und erst 52:30min weg. Bei den Zahlen muß nicht mal der Kopf mehr gut funktionieren: Bei ner 5er Pace sind 1,5km 7:30min und addiert man das zu 52:30min, kommt man auf ne Stunde. Klar, ne Unsicherheit war immer noch bezüglich der konkret wirklich noch zu laufenden Strecke. Aber 5er Pace war ja auch nicht wirklich die, die ich noch laufen wollte. Da muß noch was gehen, ging es mir durch den Kopf. Ob die Stunde fällt, wollte ich gar nicht prognostizieren. Das war weit weg. Aber die 1:01:33h, die könnten doch tatsächlich noch fallen!
Das war schon drollig. Hatte ich nicht gerade erst die FKT abgeschrieben? Hatte ich nicht gerade erst bei den 4:25min/km auf der Uhr den Haken gesetzt? Und Momente später war alles wieder ganz anders?
Aber es war geil anders! Nehm ich! Also jetzt dann doch noch mal bissl drücken; wenigstens nicht all zu sehr nachlassen. Das war jetzt mehr die Devise. Und kennt man die Strecke, dann weiß man zumindest ungefähr wo die Häuser kommen und man wirklich nur noch ein paar Meter auf der Straße bis zum Taxistand hat und je dichter ich dem kam, umso klarer wurde, dass es zum einen ne neue FKT wird. Und mehr und mehr wurde mir dann auch klar, dass die Stunde fallen wird.
Cooles Ding! Dass die Strecke unter ner Stunde zu laufen ist, war mir schon im November klar. Kommen die jungen Wilden, werden die meine Zeit auch in Grund und Boden laufen. Auch das ist klar. Aber das ist gar nicht schlimm. Im Gegenteil! Es wäre grotestk, würde ich mit meiner Vorbereitung und der Differenz in meiner heutigen Geschwindigkeit zu vor ein paar Jahren wirklich länger der Schnellste auf der Strecke bleiben. Das darf gar nicht sein!
Aber wie schrieb es ein anderer Läufer bei FB: ich hab zumindest mal als erster auf der Strecke die Stunde geknackt! Das bleibt stehen – auch wenn mir das nicht wirklich wichtig ist. Bei dem Ärgern wie ein Greenhorn die FKT angegangen zu sein, freu ich mich einfach doch so schnell aktuell laufen zu können. Das ist es, was für mich zählt!